Man soll die Komfortzone verlassen, denn nur dort sind wahres Wachstum und neue Erfahrungen möglich. Außerhalb der Komfortzone ist es vielleicht kalt, nass, anstrengend – aber es ist halt für den guten Zweck.
Doch was ist der komfortable Bereich? Ist er warm und gemütlich und gewohnt? Oder vielleicht kalt und nass und anstrengend? Und was macht es mit der Komfortzonentheorie, wenn es sich ins Gegenteil verkehrt?
Mein Büro ist warm und komfortable. Ein schöner Blick auf die Altstadtmauer, große Pflanze, wohltemperiert. Draußen hat es letzte Woche geregnet und war kalt. Doch der Wind in der internen Struktur und dem Kommandogefüge war kälter, so dass ich an zwei Abenden dezent abgefuckt meine Laufschuhe angezogen habe und im dunklen, kalten Regenwetter Kilometer abgerissen habe. 17 am ersten Tag, 21 zwei Tage später. Nach 12 Kilometern war ich beide mal nass und kalt und verschwitzt – und ruhig. Es funktioniert halt immer wieder. Trotzdem habe ich mich gefragt, wo jetzt die Komfortzone eigentlich liegt? Doch draußen, wo wieder alles gut wurde? Obwohl es nass und kalt war?
Eine Woche später. Der erwähnte Job ist noch relativ frisch. Ziemlich weit oben in der Hackordnung. Es knirscht. Mal wieder. Die Probezeit ist noch nicht ganz vorbei. Also Bilanz ziehen, Meinung sagen, professionell bleiben, trennen, Laufschuhe an, ab in Dunkelheit, Kälte, Schnee. Nach 12 Kilometern wird es ruhiger im Kopf. Nach 16 ist Schluss – es gibt am Abend noch viele Biere zu trinken. So viel Mensch sein muss sein.
Was lernen wir daraus? Laufen ist gut. Und: das Büro im neuen Job ist ganz klar nicht die Komfortzone. Gut, dass ich auch dort viel Zeit verbracht habe. Denn ich habe wirklich viel gelernt, das ich im gemütlichen Lebensteil davor nicht wusste. Aber das ist eine andere Geschichte. Was ich auch wieder bestätigt bekommen habe: Komfortzonen sind von Mensch zu Mensch und Situation zu Situation unterschiedlich.
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