Leichter Sonnenbrand. Beim Serpentinen-Downhill in den Abhang gerollt. Als 3. Mixed Staffel ins Ziel gekommen. Der Transalpine Run 2019 startet bombastisch!
Das spontane gebastelte Team aus dem höchst alpinen Berlin heißt jetzt Quick & Dirty. Finden wir gut. In Oberstdorf angekommen gleich großes Hallo – die Szene ist halt klein. Wir machen nach dem Racebriefing einen Schlachtplan für Tag 1. Wetter soll weltbest werden – bei 350 Teams und 200irgendwas Run2-Teams (die machen nur 2 statt 8 Etappen) dürfte es voll werden. Knapp 1.000 Läufer die alle frisch und hungrig sind.
Plan: Vorne starten, die rund 2,5 km bis zum ersten Anstieg Gas geben, dann in den wahrscheinlich schmalen Trail. Geplant getan, wir bleiben in Sichtweite vom Führungsfahrzeug, der erste Anstieg kommt – breiter Forstweg. Easy. Teamkollegin Lisa läuft salopp vor, ich ziehe nach, Positionierung passt. Sind eh nur gut 200+ Höhenmeter.
Es folgt ein mehr oder weniger ebener Teil. Laufen lassen. Hier stellt sich gleich die heute prägende Dynamik ein: Sie will und kann schneller, ich halte das Tempo etwas niedriger und konstant: „Die sehen wir alle im Berg später wieder. Und wen wir nicht wiedersehen, ist auch zu schnell für uns. Oder: für mich.“ Akzeptiert. Teamstimmung und Rücksicht passen also.
Nach VP 1 dann der Anstieg zur Roßgundscharte hoch. Es wird richtig steil. Das kann ich gut. Unimog. Beständiges zügiges Tempo. Wir sammeln viele Teams wieder ein. Oben folgen richtig geile Singletrails. Tempo machen. Leichte up-and-downs werden überbügelt. Wir sammeln noch mehr Teams ein. Allerdings steht die Sonne auch fett am Himmel und es wird richtig warm. Distanz zur nächsten VP: 16 Kilometer inklusive rund 800 Höhenmeter. Die vielen Gebirgsbäche vor VP 1 sind verschwunden. Alles ist trocken. Die Flasks werden leerer, der Kopf heißer. Das Panorama bleibt gigantisch. Für alle, die schwindelfrei sind vor allem:
Irgendwann kommt endlich die Mindelheimer Hütte. Mit Wasserhahn draußen. Runner’s paradise! Ich kühle von gefühlten 98 Grad (mindestens) auf Normalmaß runter. Dass es weit wird bis zu 2. VP, wurde im Racebriefing natürlich gesagt. Wo es alternative Wasserstellen an einem so heißen Tag gibt, wäre eine prima Zusatzinfo. Just sayin‘…
Nach der Hütte Downhill. Yeah. Läuft bei uns und wir sammeln irgendwann wieder Leute ein. Schlauerweise auf einem Serpentinen-Singletrail. Extra eng. Versteht sich. Ich bleibe irgendwo hängen, Lisa ist noch hinter dem zu überholenden Team, und ich mache links über die Böschung. Sind ja nur die Alpen. Ist nicht steil, nein. Körper sofort zum Muskelgedächtnis: „Ich glaube nicht, dass dieser Winkel cool ist. Können wir da was machen, bevor der Abhang kommt?“ Muskelgedächtnis: „Kein Problem, ich mache so’ne geile Rolle. Kenne ich noch vom Kampfsport. Die Stöcke baue ich irgendwie ein.“ Körper: „Cool, mach das. Ich rolle uns dann in den kleinen Baum da vorne. Dann müssen wir nicht den Abhang runterfallen.“ Das überholte Team war etwas geschockt, das Schienbein hat ne minimini-Schramme, Lisa hat mich nur im Baum liegen sehen und die Aciton verpasst. Kann weitergehen.
Die Strecke bleibt traumhaft. Der Powermuckl springt immer weiter vor mir her und will die Uphills laufen und die Downhills noch schneller laufen. Ich komme mir auf einmal etwas alt und langsam vor. Das passiert im Trail auch nicht so oft. Gut, dass mir das egal ist und es trotzdem zu keinem Stress kommt. Ab VP 2 dann nur noch 10 easy zu laufende Kilometer. Ich lasse mich in die Erschöpfung fallen, anstatt zu sehr zu pushen. Morgen müssen wir ja wieder ran. Und übermorgen auch. Und so weiter. Letzter Downhill nach Lech trotzdem nochmal Gas geben – man will ja nicht gehend ins Ziel kommen.
6:06h für 40 km und 2343 Höhenmeter. Nice. Ich habe noch nicht mal die Uhr ausgeschaltet, da heißt es schon: „Das ist übrigens der 3. Platz der Mixed Teams.“ Whaaaat? Gratisbier gibt es auch (ja: alkoholfrei natürlich), der Topfenstrudel ist superlecker, es gibt Seeberger-Nüsse soviel der Magen aufnehmen kann. TAR-Tag 1: das war eine richtig geile Nummer.
Vorab-Info schon heute: Morgen wird wegen Gewitter am Nachmittag der Start von 8 Uhr auf 7 Uhr verlegt. Das ist früh. Zumal spätestens 1,5h vorher das Gepäck an der Rezeption stehen muss, damit es abgeholt und geshuttelt werden kann. Aber beim Zugspitz Supertrail haben gelernt, dass diese Alpengewitter sehr, sehr ernst genommen werden sollte.
Es gewittert übrigens auch jetzt. Mal sehen, wie morgen die Trails so werden.
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