Leck mich fett – diese Etappe ist, fürs Erste, die härteste für mich. Knapp 41 Kilometer, 2.254 Höhenmeter und 2.839 Meter runter, das Ganze in 5:44 Stunden. Im Gegensatz zu den bisherigen Transalpine Run Etappen habe ich im langen Abstieg heftig Feuer gegeben. Und bin im Ziel komplett zerstört. Mal sehen, wie die Rechnung morgen aussieht.
Dabei fing alles ganz ordentlich an. Harter Regen ist für Samnaun angesagt, aber dem laufen wir mit dem 8-Uhr-Start davon. Es geht – natürlich – hoch. In die Wolken. In die Kälte. Auf den Fuocla Val Gronda mit 2.752 Metern. Mir geht es nicht wirklich gut. Müde. Angeschlagen. Magen. Nach 6km schon der erste VP. Eigentlich nicht nötig, aber trotzdem gut, um etwas Salzstangen, Käse und vor allem Salz zu mir zu nehmen.
Weiter. Weiter hoch. Es läuft besser. Ich komme in mein Rennen. Wir bleiben mehrere Kilometer auf 2.500 Metern Höhe. Fast schon gespenstig der ständige Wechsel aus gehen und laufen im Nebel. Außer Schritten, Stockgeklapper und schwerem Atem hört man nichts.
Auf der anderen Seite des Berges kommen wir endlich aus der Nebelsuppe raus. Irgendwann sogar sowas wie Sonne. Wir beeilen uns. Erstens läuft es gerade gut. Zweitens ist in Scuol ebenfalls noch heftig Regen angesagt.
Der nächste Aufstieg zum Fuorcla Champatsch ist ein Arschloch. Ultrasteil. Unwirtlich. Kalt. Oben, auf 2.731 Metern beginnt der lange Downhill. Von winzigen Wellen abgesehen, geht es 12 Kilometer lang bergab – 500 Höhenmeter. Wir kommen gut davon, jagen der Berg runter. Schnell heute. Beide. Andere sind langsamer. Gewitter und Hagel erwischen sie ungeschützt. Beim Abstieg wird der Hagel zu Regen. Während wir mit einem leichten Schauer davonkommen, sind spätere Finisher komplett durchnässt. Durchgefroren. Fertig mit der Welt.
Wie ich. Nach einem kurzen Klamottenwechsel und leichter Stärkung geht es in die Jugendherberge. Direkt an der Bergbahn zur heutigen Pastaparty. Das ist mir aber gerade so egal. Ich dusche heiß, beziehe mein Bett, falle rein, döse weg. Alles gegeben heute. Hoffentlich keine zu arge Schuld auf morgen eingegangen.
Irgendwann kommen zwei Holländer ins 4er-Zimmer. Sie sind fertig. Mit allem. Sie standen im Hagel. Im Regen. Wollen nur heiß duschen und dann dösen.
Es war schon eine geile Strecke. Wir haben eine starke Zeit hingelegt. Sind erneut 4. geworden. Aber ich erwische mich – wie auch schon am Berg heute mehrmals – beim Gedanken, dass der Transalpine Run jetzt auch langsam mal enden könnte. Heute ist mein Blues-Tag. 2 Tage kommen noch. 2 lange Tage. Mal sehen, wie die Welt morgen aussehen wird. Laut Wetterbericht: kalt, aber ohne Regen. Beim aktuellen Regen aber garantiert matschig.
Immerhin: Nach der Pastaparty ist die Stimmung wieder deutlich besser. Und den Regen hört man ja nur und sieht in nicht…
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