Das Läuferleben kann so herrlich einfach sein… Ich sitze nach der knackigen ersten Etappe der Panorama Tour Sächsische Schweiz in Hinterhermsdorf neben meinem Zelt, den Rücken an den Mietwagen gelehnt und esse Campingkochernudeln. Es ist ruhig – leerer und ruhiger als in den Nicht-Corona-Jahren – Grillen zirpen, die Blaue Stunde legt sich kühl über den schwülwarmen Tag, die Muskeln freuen sich aufs schlafen. Perfekt.
Etappe 1: Festungslauf
Vorausgegangen war der komplett aktualisierte Festungslauf in Königstein mit 9,4 KM und 362 HM. Er solle „Trail Charakter“ haben, hieß es. Nach einem eher beengten Start vor der Schule und einer Ehrenrunde durch Königstein geht es konstant hoch zur berühmten Festung, dann wieder runter durch Felder, erneut eine Rampe hoch durch den Wald, rund um die steil aufsteigenden Mauern und durchs Haupttor in den riesigen Innenhof. Und ja, es war trailig, heiß und anstrengend, steil und teilweise technisch. Kurz: ein Fest! Und es wartete noch die Extra-Runde auf der Festungsmauer. Nach dem Anstieg also nochmal Vollgas, Publikum und hoher Puls. Da fällt es schwer, nicht komplett zu überpacen, denn zwei Etappen kommen ja noch! Aber was für ein Einstand – der zwei Stunden später im Sonnenuntergang zu Grillengezirpe ausfadet.
Etappe 2: Nationalparklauf
Tag Zwei beginnt mit einer Bustour um 6:00 von Hinterhermsdorf nach Krippen, von wo der Nationalparklauf startet. 30 KM mit 637 HM. Der Weg ist deutlich einfacher als gestern, wechselt von Asphalt zu Gravel-Wanderwegen zu seltenen Trails und ist damit genau das richtige für die leichten Straßenschuhe. Es geht durchs malerische Kirnitzschtal im Nationalpark Sächsische Schweiz. Wie überall hier geht es immer wieder hoch und runter, doch immer nur so lang, dass man fast alles laufen kann bis die Muskeln schreien.
Gefühlt möchte man auch alle 10 Minuten etwas fotografieren, denn natürlich kommen die namensgebenden Sandsteine ins Bild, die Tafelberge, die windig mäandernden kleinen Flüsse, und und und. Aber Fotos sind keine gute Idee auf so einer schnellen Etappe, die wir uns mit diversen anderen Wettkampfangeboten wie Walken und Wandern teilen. Überhaupt ist im Rahmen der Panorama Tour wirklich für alle etwa dabei: Rennradfahren, Crossfahren, Wandern, Familienläufe und so weiter.
Im Gegensatz zum Festungslauf gibt es heute diverse längere Segmente, die eben und zügig laufbar sind. Im Kombination mit dem frühen Start um 8:00 sitze ich schon um 11h wieder vor meinem Zelt. Frisch geduscht von der Corona-konformen Gartenschlauchdusche und im nur 50 Meter entfernten Ziel prima nachversorgt. Ein gechillter, heißer Tag mit ständigen Zieleinläufen und ein paar Starts zu weiteren Rennen. Dazwischen im Schatten ein Buch lesen, dösen, zusehen wie der temporär volle Parkplatz irgendwann wieder leer wird und am Abend erneut der Campingkocher unter sternenklarem Himmel vor sich hin zischt.
Etappe 3: Grenzlauf
Sonntagmorgen. Start zum Grenzlauf, dem letzten der drei Etappenläufe, ist um 9:30. Zeit für Frühstück, lesen und der Sonne dabei zusehen, wie sie langsam über die sich wieder mit Tagesgästen füllende Wiese steigt. Selbst in einem schwach besuchten Jahr wie 2021 merkt man dem Panorama Lauf an, wie beliebt er im weiteren Umkreis ist. Es ist ein großes Hallo, bevor erst ein Kinderrennen und ein kurzer Lauf starten. Dann gehen wir gemeinsam mit den Walkern auf die 15 KM Strecke, wahlweise auch auf 10 KM verkürzbar, mit 218 HM. Easy? Erstmal Vollgas ins Tal ballern, dann 7 KM durchs Khaatal ein hohes Tempo halten, während es über einen größtenteils asphaltierten aber sehr schönen Weg an der Krinice entlang nach Tschechien geht. Dort 180 Grad Wende, zurück und über einen hübschen kleinen Trail zum Anstieg.
218 Höhenmeter sind jetzt zwar nicht viel, am Stück und gelaufen merkt man sie aber schon. Egal, raushauen und keine unnötigen Reserven behalten – es ist der letzte Lauf und der letzte Anstieg. Zieht sich trotzdem wie Sau und heiß wird es auch. Macht aber nichts, denn danach geht es nur noch 1,5 KM bergab, so dass ich sauber mit einer 3:40er Pace durch den Zielbogen komme. Was ein schönes Ding – oder besser: Was für drei schöne Touren! Am Ende gibt es sogar noch einen kleinen Teller für die 3 Medaillen und als Zweitplatzierter der AK zusätzlich noch einen Pokal. Gut, dass im Rucksack noch etwas Platz ist.
Herrlich war es – hierhin komme ich gerne zurück. Das schreit ja geradezu nach einem Berliner Lauf-Familienausflug. 2022 dann hoffentlich auch ohne Corona im Hintergrund und dem am Freitag doch nagenden Gedanken, dass beim engen Start in Königstein Masken durchaus angebracht gewesen wären. Aber gerade in Corona-Zeiten ist es umso schöner, dass so eine tolle Veranstaltung stattfinden konnte und für 2,5 Tage das Läuferherz höher schlagen ließ.
Der Panorama Lauf Sächsische Schweiz ist keine aufregende Veranstaltung der Superlative, sondern bodenständig, richtig schön und vor der Zauberkulisse, wie sie fast nur in der Sächsischen Schweiz zu finden ist. Da macht sogar die Autofahrt nach Hause Spaß.
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