Der Föhnwind pfeift um die kleine, private Sennerhütte in den Bayerischen Voralpen, irgendwo zwischen Lenggries und Bayerischzell. Eine Krähe krächzt – sonst ist nichts hören, während es langsam hell wird hinter der Bergkette. Es ist der 2. Tag des Bergzeit Alpincamp in Kooperation mit Black Diamond. Und dieser Tag muss sich verdammt anstrengen, wenn er Tag 1 noch übertreffen möchte.
Aus Lenggries starteten 4 Gewinnerinnen und Gewinner, begleitet von je einer Bergzeit-und Black-Diamond-Vertretung, einem Fotografen und einem Local Guide. Raus aus dem Ort, vorbei am Schloss Hohenburg und durch eine wunderhübsche kleine Klamm nach oben. Erstmal Höhe gewinnen. 900 Höhenmeter später ist mit dem Seekarkreuz auf 1601 Metern der erste Höhepunkt erreicht.
Mittlerweile sind alle 8 Namen gemerkt und das Unwahrscheinliche deutet sich an: Die wild zusammengewürfelte Gruppe ist extrem homogen. Alle kommen mit ähnlichem Tempo den Berg hoch, alle haben ähnlich viel Spaß beim anschließenden Downhill. Beim Föhn-bedingten Kaiserwetter läuft es sich aber auch fast von alleine. Zumal Guide Tobi (Bergschule Bergwege) auch ein paar richtig feine Trails aus dem Ärmel zieht. Und dazu immer diese Aussicht – so viel will doch niemand fotografieren!
Zwischen Hochplatte und Roßstein laufen wir hübsch weiter bergab zur Buchstein Hütte. „Jetzt gibt es erstmal was zu essen!“ Fasst jedenfalls. Die Hütte ist heute privat vermietet. Man kennt sich zwar, aber mehr als frisches Wasser in den Flasks ist nicht drin. Aber wir sind ja zum Laufen hier – also ab dafür und weiter nach unten. Vorbei am Schwarzenbach und Weißach berühren wir nochmal kurz die E-Bike-bevölkerte Zivilisation, bevor es wieder komplett allein die 800 Höhenmeter zum Grubereck auf 1664 Metern hochkraxelt. Unterwegs verboten schön gelegene Kleinsthütten, sagenhafte Ausblicke – und ein moosbewachsenes Kreuz, das verdächtig an einem Baum baumelt, an dessen unterstem Ast auch schon so manch anderer gebaumelt haben könnte. Kopfkino im Indian Summer!
Doch all das sind nur noch schöne Erinnerungen von gestern, die am 2. Tag schnell von neuen Highlights überlagert werden. Als die Sonne endgültig die Sennerhütte bescheint, steigen wir wieder auf. Von 1350 Metern aus geht es vorbei am im Herbst nochmal schöneren Blankenstein auf den 1826 Meter hohen Risserkogel. Ein Blick bis zum Karwendel und Zugspitzmassiv belohnt – und glücklich, wer die Windjacke griffbereit hat. Es pfeift ganz ordentlich hier oben, der Wetterumschwung kündigt sich bereits an. Doch das hat noch Zeit, so dass im schönsten Sonnenschein teilweise kaum als Trails wahrnehmbare Wege bergab gelaufen werden können. Teils wunderbar flowig, ab und zu matschig, vorbei an urig einsam gelegenen Hütten springt das Trailherz mal wieder so richtig. Lustigerweise hat es schon die Runde gemacht, dass hier ein paar Leute durch die Gegend laufen. „So hat man auch mal was anderes zu erzählen,“ sagt einer der Senner und lacht.
Wir lachen etwas weniger, als wir ein paar Stunden später und nach einem erneuten 800-Meter-Anstieg am Rotwandhaus auf 1740 Metern ankommen. Wahnsinnig voll, lange Warteschlange, harter Wind und eine Bahnverbindung nach Berlin die bekommen werden möchte. Ungemütlich. Aber essen kann man auch in Bayerischzell – und nach dort führt eines der vielen Highlights: ein finaler, langer Downhill, der sich durchaus anspruchsvoll nach unten windet und nochmal geballert werden möchte. Alle im eigenen Tempo – von Haxenbrecher (meine Garmin Enduro zählt eine knappe 4er-Pace an manchen Stellen) bis Langsam-wirds-anstrengend. Danach ist ja leider auch schon Schluss mit Trailrunning in den Bayerischen Voralpen.
Am Parkplatz wartet schon der Shuttle Bus mit frischen Klamotten. Ein letztes Abklatschen, Katzenwäsche im Fluss, da drüber sind der Bahnhof und die Realität.
Selten habe ich eine so coole Truppe sich nicht kennender Menschen erlebt, die einfach Bock auf laufen hat, Bock auf Höhenmeter rauf und runter hat – und vollkommen selbstverständlich wartet, falls mal ein paar Beine etwas müde geworden sind. 2 Tage mit feinstem Wetter, liebevoller Organisation und tollen Trails. Hut ab Bergzeit und Black Diamond. Das war ganz großes Kino!
(Hinweis: Die Garmin Enduro wurde mir vorübergehend
kostenlos zum Testen zur Verfügung gestellt.)
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