Wie oft wurde der Kyffhäuser Berglauf schon als kleiner Bruder vom Rennsteiglauf behandelt? Trotz aller Parallelen wohl zu oft. 2020 sollte das nicht passieren, denn anders als der angebliche große Bruder, findet der Kyffhäuser Berglauf im Corona-Jahr statt. Zwar deutlich abgespeckt, aber das stört die wenigsten LäuferInnen. Endlich wieder laufen!
Es gibt vier Distanzen – 6km / 14km / 21km / 42km – und eine Obergrenze von 999 Plätzen. Zuschauermengen sind nicht vorgesehen, die Übernachtung in der Turnhalle ist abgesagt, Duschen gibt es nicht. Entsprechend leer ist es auf dem großen Feld am Schloss Bad Frankenhausen. Distanz halten? Kein Problem hier und heute. Gestartet wird in Wellen, aufgestellt jeweils mittels Abstandsmarkierungen und mit Mund-Nasen-Schutz, der Startschuss ist symbolisch, wie es mehrfach heißt. Gedränge soll bei der 42. Auflage des Traditionslaufs um jeden Preis verhindert werden.
Der Rennsteiglauf ist anders. Der Rennsteiglauf ist besonders. Sehen wir uns beim Rennsteiglauf?
Für ambitionierte
Hobby-Ultrarunner geht kein Weg am Klassiker vorbei. Der
Supermarathon bringt 74km und 1.800 Höhenmeter auf die Uhr. Das ist
ein Brett. Also hinmachen, laufen, Urteil bilden.
2019 findet der GutsMuths-Rennsteiglauf zum 47. Mal statt. Inklusive aller Distanzen gibt es rund 20.000 Anmeldungen, fast 2.000 Läufer/innen werden den langen Supermarathon beenden. Wow. Entsprechend erfahren und reibungslos ist die Organisation vor Ort inklusive Klos-Party am Abend zuvor in Eisenach. Thüringer sind halt so stolz auf ihre Klöße, dass es keine Pasta-Party gibt. Eine angenehme Abwechslung.
Übernachtung in der Schule. Beim Rennsteiglauf bedeutet Schule dann auch wirklich Schule. Die Klassenzimmer sind leergeräumt, man schläft auf dem Boden und hat deutlich mehr Ruhe, als in den sonst gerne genutzten Turnhallen. Der nächste Morgen beginnt früh, es ist mit 6 Grad recht frisch, aber trocken und wolkenlos. Schön, wenn der Wetterbericht recht hat, denn diese Aussicht noch zwei Wochen vorher möchte heute niemand haben:
Es ist kein Training, wenn es nicht weh tut. Habe ich mal irgendwo gehört. Und ist so schön markig, dass es jedem Hobby-Bruce-Willis das Unterhemd feucht macht. Ist aber auch quatsch.
Wobei…
Es ist auch etwas
dran. Unterschiedliche Trainingsreize machen gute Training aus. Das
wissen wir alle. Und es müssen immer wieder Spitzen rein, die
außerhalb des angenehm laufenden Normalmaß liegen. Schneller oder
länger oder beides oder, oder, oder. Eine gute Möglichkeit vor
allem für anstehende Langdistanzrennen: der gute alte Doppeldecker.
Klassischerweise ein Marathon und am nächsten Tag noch einer. Kann
man aber auch abwandeln.
Mitte Februar stand ein kleiner, wunderbar familiär organisierter Marathon in einer der vielen Berliner Parks an. Regen war angesagt, kam aber erst auf den letzten Kilometern. So blieben kühle aber trockene 40 Kilometer, die mit den beiden Regenkilometern auch auf rund 800 Höhenmeter gingen. Eine Seltenheit in Berlin. Tags drauf Wettkampf 2: Frostwiesenlauf. 30 Kilometer, davon 15 im Regen. Hartes Training für die körperliche Ausdauer, aber auch für die mentale Disziplin. Regen und Kälte sind schlechte Begleiter am Tag nach einem Wettkampfmarathon. Aber wo sonst soll die Wettkampfhärte herkommen?
3 Wochen später: Lauf-WE in der Lüneburger Heide. 2,5 Tage, 4 Läufe zwischen 10 und 30 Kilometern, 81 Kilometer insgesamt. Der letzte 30er-Lauf komplett im – Überraschung – Regen. Nicht jeder Kilometer davon hat Spaß gemacht. Als Vorbereitung auf zum Beispiel den langen Rennsteiglauf im Mai oder den Zugspitzultra im Juni aber ganz hervorragende Vorbereitungen. Denn spätestens in den Alpen kann das Wetter noch schneller umschlagen, als gestern bei der Rennradausfahrt mit Wolkenbruch, Hagel und Sonnenschein. Aber das ist eine andere Geschichte.
Also: Inneren Schweinehund knebeln, raus, trotzdem trainieren, und lernen, auch das zu genießen.